Mittwoch, 22. Dezember 2010

Foot of the Mountain

Montag ist mal wieder Poya und damit haben wir ein langes Wochenende. Da wir keine dieser seltenen Gelegenheiten einfach so verstreichen lassen wollen, das heißt in Colombo verbringen wollen, beschlossen Peter, Felix und ich am Donnerstag kurzer Hand zum Adam’s Peak auf zu brechen und den Berg zu bezwingen. Adam’s Peak ist ein Rund 2400m hoher Berg im südlichen Inland von Sri Lanka und wohl eine der bekanntesten Sehenswürdigkeiten der Insel überhaupt. Auf der Spitze des Berges befindet sich im Felsen ein geheimnisvoller Fußabdruck, den jede der größeren Religionen einen anderen Ursprung zuschreibt. Die Muslime behaupten es sei der Ort, wo Adam zum ersten Mal auf die Erde trat, als er das Paradies verlassen musste, die Buddhisten glauben, der Abdruck stamme von Buddha selbst, als dieser ins Paradies aufgefahren ist, die Hindus schreiben den Abdruck ihrem Gott Shiva zu und die Christen glauben er sei von dem Apostel Thomas dort hinterlassen worden. Wie ihr seht, gibt’s für einen Großteil der gläubigen Menschen einen Grund den beschwerlichen Weg nach oben anzutreten. Und für die, die mit Religion nicht so viel am Hut haben, bleibt ja noch der atemberaubende Sonnenaufgang. In diesem lag auch unsere Motivation die ca. 5200 Stufen nach oben zu laufen.
Wir sind Donnerstagabend mit dem Nachtzug von Colombo Richtung Hatton aufgebrochen um von dort mit einem Tuk Tuk weiter nach Dalhousie zu fahen, dass am Fuße des Berges liegt. Wir hatten schon von Colombo in einem Hostel vor Ort angerufen um ein Zimmer als unser „Basislager“ zu reservieren und um die Besitzer darüber zu informieren, dass wir etwas später als allgemein üblich ankommen werden. Die Fahrt mit dem Zug von Colombo nach Hatton und die Tuk Tuk Fahrt haben zusammen ca. 7 1/2 Stunden gedauert so dass wir erst um 3.30 Uhr in Dalhousie ankamen. Da der Sonnenaufgang unser Ziel war und dieser für 6.15 Uhr angekündigt war, blieben uns also nicht mal mehr 3 Stunden um auf den Berg zukommen. Wir haben also bloß unser überschüssiges Gepäck im Zimmer abgestellt, einen Rucksack mit Wasser, Pullovern und Jacken bestückt und haben uns auf den Weg zum Fuß der Treppe gemacht. Der Lonely Planet Reiseführer und zahlreiche Quellen empfehlen einen Abmarsch gegen 2 Uhr, denn der Aufstieg ist trotz der Treppe recht mühsam, aber auf Grund unsere etwas engen Zeitplanung hieß es ranklotzen. Um 3.45 Uhr begann hoch motiviert unsere Bergtour mit dem Ziel rechtzeitig zum Sonneaufgang oben zu sein.





Nach etwa einer Stunde Marsch stellte sich immer mehr heraus, dass ich mit den zwei Sportstudenten einfach nicht mithalten konnte und wir beschlossen uns zu trennen, auch auf die Gefahr hin, dass ich nicht rechtzeitig oben ankomme. Glaubt mir, nach ca. 2600 Treppenstufen erscheint einem so ein Sonnenaufgang gar nicht mehr so wichtig, und man fragt sich warum man sich so was freiwillig antut. Aber ich marschierte weiter. Ich wollte auf diesen Berg. Stufe um Stufe quälte ich mich weiter, auch wenn Peter und Felix schon nach kurzer Zeit nicht mehr zu sehen waren. Also den Mp3-Player auf die Ohren, irgendwas finden, was zu der Situation passt, bzw. was einen am Laufen hält und weiter. Rechtes Bein, linkes Bein, rechtes Bein, linkes Bein, Stufe um Stufe um Stufe um Stufe. Es wollte und wollte einfach kein Ende nehmen.


Um 5.30 Uhr begann die Dämmerung und man konnte erahnen wo bald die Sonne erscheinen wird. Und der Gipfel schien immer noch ewig weit weg. Aber nun war ich soweit gekommen, da wollte ich auch ganz nach oben. Also weiter. Bei jeder Kurve dachte ich, dass dahinter doch endlich der Gipfel erscheinen muss und plötzlich war er da. Peter und Felix saßen schon auf einer Art Aussichtsplattform und hielten, als sie mich kommen sahen, eine Flasche Cola hoch. Ein letzter Motivationsschub für die letzten 100 Stufen. Und dann war ich endlich oben. Ich hatte es geschafft und die Uhr zeigte 5.45 Uhr*.

*Ich bin tatsächlich um Punkt 5.45Uhr oben angekommen, auch wenn ich das Bild erst 5 Minuten später geschossen habe. Ich musste erstmal wieder zu Atem kommen.

Zwei Stunden und eine gefühlte Millionen Steinstufen später saß ich endlich auf dem Gipfel und konnte den Sonnenaufgang genießen. Es war es wirklich wert, wobei ich einen etwas längeren dafür weniger anstrengenden Aufstieg sicher bevorzugt hätte. Wir hatten sogar etwas Glück mit dem Wetter, so dass wir eine recht gute Weitsicht hatten. Was wir allerdings nicht zu Gesicht bekommen haben war der Fußabdruck. Der ist in einem Schrein vor Wind und Wetter geschützt, der allerdings erst mit dem Dezember Poya geöffnet wird. Also erst am Montag. Das heißt um den Abdruck zu sehen müsste ich noch mal die Stufen erklimmen, aber dass ich dies noch mal auf mich nehme ist zumindest im Moment sehr unwahrscheinlich. Vielleicht in ein paar Wochen, wenn meine Erinnerungen etwas verblasst sind und der Muskelkater abgeklungen ist.





Ein weiteres Problem das man bei so einer Tour gerne mal verdrängt, ist auch, dass, wenn man auf einen Berg rauf steigt, man irgendwann wieder runter muss und ich kann euch sagen, 5200 Stufen runter zu gehen, ist auch kein wirkliches Vergnügen. Zwar konnten wir uns für den Abstieg etwas mehr Zeitlassen und sind als Gruppe hinunter gegangen, aber irgendwann kann man einfach keine Treppenstufen mehr sehen. Es nervt einen einfach nur noch. Umso bewundernswerter in meinen Augen sind daher die Männer, die für die Versorgung der Verkaufsstände zuständig sind. Alles was auf dem Berg an die Pilger verkauft werden soll, muss ja auch irgendwie den Berg rauf und dafür gibt es die Träger, die die Schweren Säcke, Kanister, Fässer und sonstiges Zeug das benötigt wird auf ihrem Kopf den Berg hinauf bringen.

3 Kommentare:

  1. Drucki, ich bin stolz auf dich :)
    ich glaub ich hätte das nicht mal probiert ;)
    bis morgen :-* AL

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  2. wow, Respekt! siehst auch n bissel feddich aus, aber es scheint sich ja absolut gelohnt zu haben!wunderbar! Ich wünsch dir n schönes Weihnachtsfest:)
    hdl
    Franzi

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  3. Lovely pictures from top of Adam's Peak!

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